8 Irrtümer des Selfpublishings, mit denen wir hier und jetzt aufräumen
Heutzutage ist das Veröffentlichen von Büchern und Geschichten so einfach wie noch nie. Im Grunde kann jeder Mensch seine Gedanken aufschreiben und sie auf irgendeiner Art und Weise an die Öffentlichkeit bringen – sei es kostenlos oder kostenpflichtig. Doch lange Zeit hatte Selfpublishing einen schlechten Ruf, eben weil jeder alles einfach so raushauen und dafür Geld verlangen kann. Viele setzten daher Selfpublishing mit schlechter Qualität gleich. Dabei entstanden einige Irrtümer des Selfpublishings, mit denen ich hier einmal aufräumen möchte.

Irrtum Nr. 1: Selfpublisher verdienen mehr als Verlagsautoren
Selfpublisher mit Verlagsautoren zu vergleichen, wäre wie Äpfel und Birnen in eine Waagschale zu legen. Ja, im Selfpublishing verdient man am Buch auf den ersten Blick mehr, besonders dann, wenn man Eigenexemplare bei einer Druckerei druckt und sie verkauft. Die Marge fällt dadurch um einiges höher aus – bis zu 70%. Bei einem Verlag erhält man vielleicht nur 10%. Allerdings muss ein SPler die Produktions- und Marketingkosten im SELBSTverlag komplett SELBST tragen. Bei einem Verlag hingegen ist es wie mit einem Angestelltenverhältnis: man erhält für eine bestimmte, erbrachte Leistung (das Manuskript) seinen Lohn, der auf den ersten Blick geringer ausfällt als beim SPler. Allerdings trägt ein Verlagsautor weder Produktions- noch Marketingkosten. Ein Verlagsautor erhält ab dem ersten verkauften Buch sein Honorar, während ein SPler erst einmal (mindestens) 1500€ einspielen muss, bevor sich seine Arbeit wortwörtlich auszahlt. Dass Selfpublisher mehr verdienen als Verlagsautoren stimmt also so nicht.
Irrtum Nr. 2: Indiebücher sind qualitativ schlechter als Verlagsbücher
Heute ist es nahezu jedem möglich, ein Buch zu veröffentlichen. Jeden Tag überrollt eine Flutwelle an Büchern den Markt. Die niedrigen Barrieren, in den Buchmarkt einzusteigen, erlauben es natürlich auch Büchern mit minderer Qualität auf den Markt zu gelangen.
Doch mittlerweile gibt es so viele Indieautoren, denen die Qualität ihrer Bücher sehr am Herzen liegt. Lektorat, Korrektorat, Sensitivity Reading und vom Profi gemachte Buchcover und Buchsätze gehören mittlerweile fest zur SPler-Szene. Dadurch entstehen erstklassige Bücher, die im Selbstverlag erschienen sind. Dass Indiebücher also schlechter als Verlagsbücher sind, stimmt so nicht!
Das einzige Problem: Ihnen wird oftmals nicht so viel Gehör verschafft, wie Büchern aus der Publikumsverlagszene. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern kann auch frustrierend sein. Und weil ich hier selbst aus Erfahrung sprechen kann, möchte ich meinen Kolleginnen helfen, indem ich über ihre Indiebücher blogge. Meine Rezensionen und Buchvorstellungen findest du unter der Blogkategorie „Bücherwelt“.
Irrtum Nr. 3: Im Selfpublishing braucht man kein Lektorat/Korrektorat
Auweia. Dasselbe dachte ich bei meiner ersten Veröffentlichung. Ich bin jetzt einmal ganz unverblümt und sage dir, dass ich einen gravierenden Fehler gemacht habe: Ich habe meine „Autorenkarriere“ gestartet, indem ich dachte, dass ich ja ganz gut Deutsch kann. Korrektorat brauche ich also nicht. Hm. Dann kam meine Nachbarin an, der ich eine Printversion meines ersten Buches in den Briefkasten gesteckt hatte (so selbstbewusst und stolz auf mein Werk war ich gewesen). Sie klingelte und sagte mir durch die Blume, dass das Buch grottig ist, indem sie mich auf einen Rechtschreibfehler hinwies: Statt Schweißperlen hatte ich Schweißerlen geschrieben (Gott sei Dank hat das P und nicht das W gefehlt!). Obwohl ich in Rechtschreibung sehr gut bin und ich meine Kurzgeschichten gefühlt 100 x gelesen hatte, hat sich dieser peinliche Fehler eingeschlichen. Ja, auch SPler brauchen ein Korrektorat.
Lektorat! Oh ja, bitte gönne dir ein Lektorat! Ich persönlich verzichte eher auf das Korrektorat als auf das Lektorat. Denn mein erstes Buch hatte kein Lektorat gesehen, was es soooo grottenschlecht werden ließ, dass mein Papa das Buch nicht zu Ende lesen konnte. Sogar mein damaliger Chef hatte es sich gekauft (oh Mann, WIE PEINLICH!!!!!) und mir in einer persönlichen Audienz zugesichert, dass, nun ja… „Potenzial“ nach oben da ist.
PS: Mittlerweile habe ich die Kurzgeschichten überarbeitet und das Ganze noch einmal als E-Book herausgebracht. In seinem ursprünglichen Zustand konnte ich es nicht stehen lassen.
Qualität zählt auch im Selfpublishing (steht neben der Idee zur Geschichte ganz weit oben). Daher geht Selfpublishing nicht ohne Lektorat und Korrektorat.
Ja, Lektorat und Korrektorat kosten nicht gerade wenig und oftmals scheitert es eben auch am Preis. Wenn du aber ein qualitativ hochwertiges Buch im Selbstverlag herausbringen möchtest, darfst du auf diese 2 Dinge nicht verzichten. Es gibt aber auch Wege, sich Lektorat und Korrektorat zu finanzieren. Stichwort: Crowdfunding. Ich selbst habe es noch nicht ausprobiert, aber dieser Autor hier. Er hat auch ein E-Book darüber geschrieben, das sich “Crowdfunding für Autoren” nennt.
Irrtum Nr. 4: Günstig ist das Erfolgserlebnis
Irrtum Nr. 5: Als Selfpublisher kommst du nicht in den stationären Buchhandel
Das stimmt erstmal so nicht. Denn sobald du eine offizielle ISBN hast und im Verzeichnis für lieferbare Bücher (VLB) gelistet bist, kann dein Buch auch in den stationären Buchhandel kommen. Damit können Buchhandlungen deinen Titel bestellen, sobald die Nachfrage danach besteht.
Aber aufgepasst bei Selfpublishing-Distributoren: Viele Distributoren vergeben dir zwar eine kostenlose ISBN, aber nicht alle listen das Buch auch im VLB. Möchtest du über einen Distributor veröffentlichen, solltest du auf dieses wichtige Detail achten. Distributoren, die du ohne Bedenken nutzen kannst, sind BoD, tredition und ePubli.
Ich habe unabhängige Buchhandlungen angeschrieben und ihnen von meinem Jugendroman Tamara erzählt. Sobald sie Interesse gezeigt haben und das Buch gerne in ihr Sortiment aufnehmen wollten, haben sie es einfach selbst bestellen können.
Irrtum Nr. 6: Selfpublisher haben es nicht in einen Verlag geschafft
Wie oft haben das Selfpublisher schon gehört: „Du hast es wohl nicht in ein Verlagsprogramm geschafft, oder?“ „Dein Manuskript wollte wohl kein Verlag haben?“ Das stimmt so nicht ganz. Vielleicht gilt das für ein paar Autoren, aber mit Sicherheit nicht für die Mehrheit. Denn es gibt viele Autoren (mich eingeschlossen), die den Selbstverlag freiwillig gewählt haben. Im Selfpublishing ist es sehr reizvoll, alles selbst in der Hand zu haben – nur um dann festzustellen, wie viel Arbeit tatsächlich dahintersteckt. Mir persönlich macht es aber sehr viel Spaß, dennoch komme ich immer wieder an meine persönlichen Grenzen in der Vermarktung. Die Doppelbelastung von Job und Schreiben ist immens. Das Schreiben im Selbstverlag möchte ich trotzdem nicht missen. Und das bringt uns gleich zum nächsten Punkt.
Irrtum Nr. 7: Einmal Selfpublisher immer Selfpublisher
Das ist ebenfalls ein Irrtum, denn es gibt viele Hybridautoren, also Autoren, die sowohl im Selbstverlag als auch bei einem Verlag veröffentlicht haben. Dabei kann es sogar für eine Verlagsbewerbung äußerst hilfreich sein, zuvor im Selfpublishing veröffentlicht zu haben. Denn dann kannst du zeigen, was für hohe Standards du an die Qualität und Einzigartigkeit der Geschichte legst, dass du fähig bist, mit deinem Buch und deiner Kreativität eine Leserschaft aufzubauen und für das Ganze auch noch erfolgreich Werbung machen kannst. Selfpublishing kann den Schritt in die Verlagswelt erleichtern – sofern man dies möchte. Doch auch viele Verlagsautoren erkennen die Vorteile des Selfpublishings und gehen deswegen freiwillig den Schritt vom Verlag in den Selbstverlag.
Irrtum Nr. 8: Selfpublisher sind keine richtigen Autoren
Uh, da schwillt mir der Kragen an. Vor vielen Jahren, als Selfpublishing gerade im Kommen war, da mochte es vielleicht so sein, dass viele Titel minderer Qualität waren. Dass die Geschichten weder Lektorat und Korrektorat noch ein ordentliches Buchdesign gesehen hatten. Doch heute ist es anders. Heute ist die SPler-Szene echt hochgeschätzt.
Lass dir gesagt sein: Wenn du schreibst, bist du Autor/Autorin! Wenn du etwas veröffentlicht hast, dann bist du veröffentlichter Autor. Wenn du im Selbstverlag veröffentlichst, bist du Autor. Wenn du im Verlag veröffentlichst, bist du Autor. Wenn du wissenschaftliche Studien veröffentlichst, dann bist du Autor dieser Studie usw. Also streichen wir dieses Mindset, Selfpublisher wären keine richtigen Autoren, ganz schnell aus unserem Kopf! Denn jeder, der schreibt, ist Autor.
Hast du noch mehr Irrtümer, die aus dem Selfpublishing kennst? Oder kannst du einem Irrtum gar nicht zustimmen? Dann schreibe es mir gerne in die Kommentare.