Jahresrückblick 2022 – Erfolgreich in der Erfolgslosigkeit
Die Zeit der Rückblenden ist gekommen. Anfang Dezember beginnt man so allmählich, sich zu fragen, was man dieses Jahr eigentlich geschafft hat. Kann man es als ein erfolgreiches Jahr verbuchen oder kann es in die Tonne? Nachdem schon unsere letzten zwei Jahre fremdbestimmt waren, hatte 2022 wieder einige Freiheiten mehr für uns in petto. Es war also wieder Zeit, Bucket Lists zu schreiben und abzuarbeiten. Zum ersten Mal habe auch ich eine geschrieben. Die ist zwar nicht so lang oder überaus aufregend ausgefallen, dafür waren mir die Punkte wichtig.

Doch als ich mir diese Liste für meinen Jahresrückblick angeschaut habe, war das Ergebnis ziemlich ernüchternd. Zuerst dachte ich, wow, du hast genau einen Punkt geschafft und für den musstest du noch nicht einmal etwas tun, denn dieser Punkt war:
Kein Buch in diesem Jahr.
Was für eine Leistung!
Aber dann, ein paar Tage später ist mir eingefallen: Du hast doch noch eine Weiterbildung gemacht. Soooo unproduktiv warst du doch gar nicht, oder?
Da ich schon letztes Jahr mit meiner Energie haushalten musste und nach der VÖ von Tamara in eine Schreibblockade gerutscht bin, hatte ich mich dazu entschlossen, den Druck rauszunehmen und kein Buch bis zur Veröffentlichung zu prügeln. Dank des herausgenommenen Drucks ist mir die Luft schließlich völlig ausgegangen: Den letzten Blogartikel habe ich im Mai geschrieben und vor der Sommerpause habe ich mich von meinen Newsletter-Freunden verabschiedet. Mein ganzes Autorendasein, wie ich es geplant habe, ist komplett auf der Strecke geblieben.
Bevor ich jetzt im Sumpf des Selbstmitleids untergehe, ziehe ich mich schnell am Ast des Fokuswechsels heraus. Denn um Perspektivwechsel geht es ja bei Jahresrückblicken, oder nicht? Dann versuchen wir es mal:
Meilenstein 1: 2 neue Manuskripte sind geschrieben
Auch wenn ich dieses Jahr kein Buch veröffentlichungsreif gekriegt habe, habe ich dennoch zwei Geschichten fertig geschrieben. Und das nach einer Schreibblockade wohlgemerkt! „Max und Jule“ habe ich sogar an einen Verlag geschickt, der mir allerdings auf ewig eine Antwort schuldig sein wird. Mittlerweile möchte ich die Geschichte jedoch noch einmal überarbeiten, mehr von mir einbringen, die Figuren noch weiter zum Leben erwecken, ihnen mehr Tiefe verleihen und auch die Landschaft noch anschaulicher gestalten. Also sagen wir mal, der Erstentwurf ist fertig.
Mein zweiter Jugendroman „Pfadfinder und Sternchen“ nimmt bereits die Tiefe an, die ich an einer Geschichte gerne sehen möchte. Ich hatte gehofft, dass ich zumindest am Jahresende die Story zum Testlesen bereit habe. Aber so weit bin ich dann doch nicht.


Was ich gelernt habe: Ich liebe das Schreiben. Es ist mein Ventil, das ich brauche, um Ideen loszuwerden, Erfahrungen zu verarbeiten oder eine Message rüberzubringen. Doch das Schreiben ist nur echt, solange man sich nicht mit anderen vergleicht, andere Stile oder Ideen kopiert und sich durch Erfolgsdruck zwingen lässt. Denn das würzt das Ganze mit Bitterkeit, was am Ziel vorbeischießt. Vielleicht werde ich nie eine anerkannte, viel gekaufte Autorin, vor allem nicht, wenn ich so langsam vorankomme. Aber solange mein Schreiben echt ist, wird es gut.
Wenn du über meine Projekte auf dem Laufenden gehalten werden möchtest und vielleicht kein Social Media hast, dann abonniere gerne meinen Newsletter. Der geht mittlerweile nur noch raus, wenn ich etwas Wichtiges zu erzählen habe.
Meilenstein 2: Ich bin Texterin!
Im Mai habe ich an einer Blog-Challenge mitgemacht und mich und mein Unternehmen in einem Blogbeitrag vorgestellt. Damit war der Startschuss für mein Texterbusiness gegeben. Den Beitrag kannst du hier nachlesen.
Wirklich Zeit zum Bewerben hatte ich zwar nicht, dafür lies die erste Anfrage nicht lange auf sich warten: Ein Flyertext. Nun ja, das elendige hin und her Geschreibsel war alles andere als ein erfolgreicher Start und die Dame war irgendwann nur noch genervt, hat mir wortlos das Geld überwiesen und sich noch nicht einmal bedankt.
Nach einer langen Zeit der Ebbe schrieb mich ein Startup an, für die ich die ersten Websitetexte schreiben durfte. Aber auch das war weniger von Erfolg gekrönt, da die Leute keine Ahnung davon hatten, wie man einen freien Texter brieft. Und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihnen mein Problem am besten schildern sollte. Nach einem Monat haben wir die Zusammenarbeit beendet und ich musste mehrere hundert Euro einbüßen, weil sie nicht bereit waren, das vertraglich festgelegte Geld zu zahlen.
Was ich gelernt habe: Die Leute haben eine schlechte Zahlungsmoral *Hust*. Ja, das auch. Aber hauptsächlich bin ich über mich hinausgewachsen. Normalerweise kriege ich leichte Panikschübe, wenn ich mit wildfremden Menschen telefonieren muss. Für diesen Job habe ich an Onlinemeetings teilgenommen, geschäftlich auf Englisch gesprochen und bin auch mal für meine Leistung eingestanden (wenn auch etwas schwach). An zukünftige Projekte trete ich definitiv mit mehr Erfahrung und um einiges selbstsicherer heran.
Meilenstein 3: Nicht mit mir!
Wenn wir gerade dabei sind, über uns selbst hinauszuwachsen: Mein Auto hatte im Oktober eine Groß-OP, die mich einige Tausend gekostet hat. Aber das war nicht das alleinige Problem: Die (dumme) Werkstatt hat mich über den Tisch gezogen, mir zu viel abkassiert und geschludert, sodass sogar meine Sicherheit gefährdet war. Zurück bei meiner Werkstatt des Vertrauens wurde der Fehler korrigiert. Mit Vorher-Nachher-Bildern der Korrektur habe ich der dummen Werkstatt ihre Fehler vorgehalten und außerdem ihre Lügen, die zuvor dokumentiert hatte, rezitiert. Kaum hatte ich die „Beweismittel“ zusammen, gaben sie klein bei und erstatteten mir einen Teil der Rechnung.
Was ich gelernt habe: Manchmal kann man nicht jedem Blümchen in die Hand drücken. Manchmal muss man ihnen den Strauß um die Ohren hauen (metaphorisch gesprochen). Es ist einige Jahre her, dass mich jemand für so dermaßen dumm verkaufen wollte wie diese Werkstatt. Und gerade als Frau musste ich extra hart dafür kämpfen, nicht als hysterisches Dummerchen abgetan zu werden. Strategisches und geradliniges Vorgehen hat sich ausgezahlt (im wahrsten Sinne des Wortes).
An dieser Stelle geht mein Dank an Papa, der mir den Tipp mit den Vorher-Nachher-Bildern gab und an die Jungs der Werkstatt meines Vertrauens. Ihr macht immer einen top Job!
Meilenstein 4: Mein Pony in Rente schicken
Die Ponydame ist mittlerweile 20 Jahre alt und im Grunde noch fit wie ein Turnschuh. Wenn da nicht das regelmäßige Problem wäre, dass sie von jetzt auf gleich nur noch auf drei Beinen steht. Sie hatte mehrere Male eine Entzündung irgendwo in der Hinterhand, die man ohne klinischen Aufenthalt nicht lokalisieren kann. Ich kann dir außerdem 10 verschiedene Szenarien nennen, die ihrer Dreibeinigkeit vorausgingen. Also, keine definitive Ursache.

Bevor sie im Frühjahr wieder vor lauter Schmerzen stöhnend auf dem Boden lag und sie ihr eines Hinterbein nicht benutzen konnte, hatte sie sich auch noch die Schulter gezerrt. Als ich vor dem leidenden Pony stand, war für mich die Entscheidung glasklar: Ich werde sie nicht mehr reiten.
Alle um mich herum hatten Mitleid mit uns, aber ich war mit meiner Entscheidung absolut im Reinen. Und soll ich dir was verraten: Es war die beste Entscheidung, die ich dieses Jahr getroffen habe! Der Ponydame geht es besser denn je, denn das Reiten hat sie unter Stress gesetzt (was nicht zwingend an mir lag, sondern an den Baustellen ihres Körpers und ihrer Vergangenheit). Seitdem ich den Sattel eingelagert habe, blüht sie auf wie ein Krokos im Frühling. Wir haben Aufgaben gefunden, die uns beiden unheimlich viel Freude bereiten und sie ist bei (fast) allem mit Motivation dabei. Wenn sie mich sieht, freut sie sich und dreht mir nicht sofort das dicke Hinterteil zu.
Was ich gelernt habe: Vermisse ich das Reiten? Absolut! Aber wenn ich jetzt mein Pony sehe, wie sie voller Leben und Energie steckt, was für einen tollen Rücken sie bekommen hat, welche Tricks sie auf Lager hat und was für ein brillante Humor zu Tage kommt – dann bin ich glücklich. Manchmal sind die Entscheidungen, die andere für absurd halten oder für die du ein Opfer bringen musst, die einzig richtigen.
Kein Meilenstein, sondern eine Baustelle fürs nächste Jahr: Mein Medienkonsum
Trotz der vielen Errungenschaften diesen Jahres habe ich auch eine Baustelle, die ich mit ins nächste Jahr nehme: Mein Medienkonsum ist mir definitiv ein Dorn im Auge. Was das Kaufen von Dingen angeht, zähle ich mich eher zu den Minimalisten. Bei meinem Medienkonsum geht es da um einiges verschwenderischer zu. Mein Kopf ist dauerhaft aktiv und überladen, ich habe gefühlt rund um die Uhr einen Ohrwurm, nie kann ich so wirklich zur Ruhe kommen und abschalten. Das ist auch der Grund, weshalb ich meinen eigentlichen Zielen hinterherhinke, weil ich meine wertvolle, freie Zeit mit Videoclips, Social Media, Filmen und Musik vollstopfe, bis es mir zu den Ohren rausquillt.
Schon auf verschiedenen Wegen habe ich versucht, meinen sinnlosen Medienkonsum herunterzufahren. Das hält dann für ein paar Tage an, bis ich wieder einen „Rückfall“ erleide. Das ärgert mich, weil ich nicht dieser Mensch sein will, der seine wertvolle, von Gott geschenkte Zeit vergeudet und aus dem Fenster wirft.
Und das wird sicherlich mein Jahresmotto für 2023: Meine Zeit sinnvoll nutzen.
Mein Resümee für 2022
Meine Bucket List 2022 habe ich zwischenzeitlich immer wieder aus den Augen verloren und rückblickend sieht sie immer noch ziemlich unberührt aus. Dafür habe ich andere Dinge erreicht, die ich Anfang des Jahres überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Dank dieser unvorhersehbaren Wendungen bin ich nicht mehr die unerfahrene Frau, die im Januar eine Bucket List mit der Welt geteilt hat.
Manchmal sind die selbstgesteckten Ziele gar nicht die Ziele, die für uns die richtigen waren. Vielleicht sind meine Meilensteine genau die, die ich erreichen sollte.
Toller Jahresrückblick! Wie schön, dass du den Perspektivwechsel geschafft hast. Mir ging es genau. Am Anfang dachte ich: Mist, ich hab quasi nix umgesetzt von meinen Zielen für 2023. Aber dafür even ganz andere Projekte! Manchmal kommt das schon alles richtig. Ich wünsche dir viel Energie, Erfolg und Ideen fürs neue Jahr 2023. Liebe Grüße, Mella
Hallo Mella,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich wünsche dir auch viele tolle Ideen fürs neue Jahr und Kraft, sie alle umzusetzen.
Viele Grüße, Mirjam
Pingback: Produktiver Schreiben: Mit der 5 am Routine deinen Roman voranbringen | Mirjam Freigang