Kein Ort dieser Welt von Marie Döling – eine Rezension

Kein Ort dieser Welt von Marie Döling - eine Rezension

Wegsehen ist ein genauso großes Verbrechen, wie die Tat selbst.

„Kein Ort dieser Welt“ von Marie Döling ist ein lyrischer Roman, der dich packt und umherschleudert, bis es dir speiübel wird.

Für dieses Buch besonders wichtig: die Contentwarnung! Das Buch behandelt Mobbing, physische und psychische Gewalt, sexueller Missbrauch, Vergewaltigung und Tod.

Zur Geschichte von „Kein Ort dieser Welt“

Fiona ist eine Einzelgängerin, die allein in ihren Gedichten Trost findet. Denn in der realen Welt steht jeder Mensch gegen sie. Ihr bester Freund hat ihr den Rücken gekehrt, ihr Bruder will von ihr in der Öffentlichkeit ebenfalls nichts wissen und eine Mädchen-Clique hat es auf Fiona abgesehen und verprügelt sie regelmäßig. Bis Fiona Zeugin wird, wie eines dieser Mädchen, Ana, von einem Mitschüler sexuell belästigt wird. Nur ihr plötzliches Auftauchen hat Ana vor Schlimmerem bewahrt. Ihr Geheimnis schweißt die beiden Mädchen zusammen und eine aufrichtige Freundschaft entsteht. Doch wie lange können sie die Last gemeinsam tragen, bevor die Tragödie sie einholt?

*Selbsterstelltes Mockup von Kein Ort dieser Welt

Marie Döling ist eine Lyrikerin mit Leib und Seele. Das merkt man besonders an den Gedichten, die am Ende eines jeden Kapitels stehen. Sie sind absolut nicht fehl am Platz, sondern sind wundervoll in die Geschichte verflochten. Sie verleihen der Gefühlswelt von Fiona das gewisse Extra, um sich noch besser und tiefer in sie hineinzufühlen.

Auch sonst hat Marie die einzelnen Charaktere hervorragend ausgearbeitet, jede Figur hat ihre eigene Stimme, ihr eigenes Aussehen. Damit hat sie es mir als Leser leicht gemacht, Teil der Truppe zu sein. Die innerliche und äußerliche Gebrochenheit Fionas konnte an mir selbst fühlen. Anas Zerrissenheit zwischen ihren zwei Welt, konnte ich sehr gut nachempfinden. Wie Fiona habe ich mich in Dean verliebt und Cole verabscheut. Greifbare Charaktere machen eine Geschichte erst lebendig. Und das ist der Autorin gut gelungen.

Eine fiktive Geschichte, so real wie das Leben

Die Moral der Geschichte ist, Wegsehen ist genauso schlimm, wie die Tat selbst. Und dass Kommunikation der Schlüssel zu einer besseren Welt ist. Hätten sich Ana und Fiona dazu entschieden, nicht so lange zu schweigen, wäre die Geschichte anders ausgegangen. Hätte sich Travis dazu entschieden, nicht wegzulaufen, seiner Freundin aus Kindheitstagen beizustehen und auf sie zuzugehen, anstatt nur das widerzugeben, was er sich gedacht hat, wäre das Ende sicherlich ein anderes gewesen. Vielleicht hätte es ein Happy End gegeben. Doch so ist aus der starken Protagonistin Fiona am Ende doch die Verliererin geworden.

Um ihrer Botschaft noch mehr Ausdruck zu verleihen, nimmt uns Marie im Nachwort mit zu ihrer Inspirationsquelle: Ein realer Fall aus den USA. Dass Fionas Geschichte im realen Leben auf ähnliche Weise tatsächlich passiert, macht den Schock über dieses Buch noch heftiger. Wir müssen aber noch nicht einmal bis über den großen Teich schippern. Die Autorin nennt Zahlen aus Deutschland, die uns veranschaulichen, wie akut wir über Missbrauch und Vergewaltigung in jedweder Hinsicht sprechen müssen. Und damit auch, wie wichtig und Augen öffnend „Kein Ort dieser Welt“ ist.

Mein Fazit zum Roman „Kein Ort dieser Welt“

Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus. Auf den ersten fünf Seiten hatte ich Schwierigkeiten, mich an den Schreibstil der Autorin zu gewöhnen. Doch einmal in der Story drin, bin ich durch die Seiten geflogen, habe laut mitgekichert und mitgefiebert. Ich hatte Angst, als es Fiona an den Kragen ging. Zum Schluss hatte ich sogar die Galle auf der Zunge geschmeckt, weil mich das Ende erschüttert hat.

Trotz der Leseempfehlung möchte ich noch einmal explizit auf die Contentwarnung aufmerksam machen. Wenn dich eines dieser Themen triggert, sehe lieber davon ab, das Buch zu lesen oder hole dir Unterstützung.

Wenn du Marie unterstützen willst und noch weitere Werke von ihr entdecken möchtest, dann schaue gerne auf ihrer Website hier vorbei oder folge ihr auf Instagram, wo sie als @write_in_pieces ihre Bücher und Gedichte vorstellt. Den Roman kannst du übrigens in Maries Shop direkt bestellen und sie dadurch noch besser unterstützen.

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Mirjam-Sophie Freigang