In Richtung Stoppelfelder von Lene Jansen – eine Rezension

In Richtung Stoppelfelder von Lene Jansen – eine Rezension

Autorin Lene Jansen habe ich über Instagram kennengelernt. Das erste Mal muss ich gestehen, habe ich ein Buch des Covers und des Titels wegen gekauft – nicht wegen des Klappentextes. Normalerweise lebe und kaufe ich nicht nach Äußerlichkeiten – never judge a book by its cover. Aber es gibt wohl immer ein erstes Mal. Den Kauf und die Lesestunden von In Richtung Stoppelfelder habe ich dennoch nicht bereut. Was die Geschichte um Jule und Hannes so berührend macht, verrate ich dir in dieser Rezension.

Rezension zum Roman von Lene Jansen: In Richtung Stoppelfelder

Worum geht’s in In Richtung Stoppelfelder?

Jule ist auf dem Weg zur Beerdigung ihrer besten Freundin, im Gepäck einen Berg Erinnerungen und zu wenig Kraft für zu viel Trauer. Ausgerechnet in diesem Moment trifft sie im Zug auf Hannes ‑ ihre erste große Liebe. Seinetwegen hat sie damals ihr Heimatdorf, ihre Freunde und ihre Familie verlassen. Nur um sich Jahre später allein in den Trümmern ihrer Beziehung wiederzufinden. Und jetzt? Nach einem Jahrzehnt Funkstille liegen plötzlich hunderte Kilometer vor und nur anderthalb Meter zwischen ihnen. Es beginnt eine siebenstündige Reise durch Vergangenheit und Gegenwart, auf der die beiden immer häufiger über die Frage stolpern, ob sie noch die sind, die sich damals verloren haben.

In Richtung Stoppelfelder von Lene Jansen
*Selbst erstelltes Mockup von In Richtung Stoppelfelder

Das Besondere an der Geschichte: Die Szenerie

Viele Geschichten sind handlungsgetrieben: Es passiert immer irgendetwas, manchmal treiben die Figuren die Handlung vorwärts, manchmal lassen sie sich von den Geschehnissen treiben. Bei Lenes Stoppelfeldern treffen sich Jule und Hannes jedoch im Zug und bleiben für die gesamte Handlung hindurch in dieser Szene „gefangen“. Sie switchen allerhöchstens zwischen ihrem Sitzabteil, dem Gang und dem Bordbistro hin und her. Aber dieses Verbleiben an einem Ort (während sie doch Fahren) macht die Story sehr intensiv. Als Leser kann man viel mehr in die Empfindungen der beiden eintauchen. Es fühlte sich zwischenzeitlich so an, als würde man tatsächlich den beiden einen Sitzplatz gegenübersitzen.

Wenn Jule nicht gerade verbal auf Hannes losgeht und damit alle Aufmerksamkeit des Abteils auf sich zieht, dann versucht sie ihn zu ignorieren. Bis Hannes ein Spiel vorschlägt, bei dem sie wenigstens für die Zugfahrt die Vergangenheit vergessen und sich als Fremde begegnen können. Nach einigem Zögern geht Jule auf dieses Spiel ein und erlauben ihr durch diese künstlich geschaffene Distanz, sich besser mit ihren Gefühlen für Hannes, mit den Geschehnissen der Vergangenheit und mit sich selbst auseinanderzusetzen.

Eine Zugfahrt, die so viel mehr ist als das Offensichtliche

Hannes und Jule haben sehr viel aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Ihr Zusammenstoß im Zug scheint dafür, zumindest anfänglich, der wohl ungünstigste Moment zu sein. Immerhin sind sie auf dem Weg zur Beerdigung von Jules bester Freundin, stehen inmitten vieler Menschen, die hinter Zeitungen und Laptops versuchen, sich dem Zusammenprall der ehemals Liebenden zu entziehen. Doch der Zug zwingt die beiden nicht nur dazu, für sieben Stunden aufeinander zu hocken. Die Fahrt in eine Richtung – von der gemeinsamen neuen Heimat in die gemeinsame alte Heimat – ist gewissermaßen eine Fahrt in die Vergangenheit, die sie beide abrupt und ohne Worte verlassen hatten. Dabei wird immer wieder in Rückblenden von den beiden heranwachsenden Menschen berichtet. Es ist ihre erste große Liebe im Schulterblick. Dass die Autorin die Charaktere selbst lebt, spürt man daran, wie die Heimat beschrieben wird. Das Gefühl der Dorfkinder hat die Autorin wunderbar dargestellt. Man fühlt sich sofort wieder in die eigene Kindheit versetzt. Die Sehnsucht nach der Heimat wird in diesem Buch wirklich wunderbar entfacht.
In Richtung Stoppelfelder - Rezension

Mein Fazit zu „In Richtung Stoppelfelder“

In Richtung Stoppelfelder ist sowohl eine Liebesklärung an die Heimat als auch an die Menschen dort. Es ist ein Hoch auf die Freundschaft und auf die erste große Liebe. Wenn du eine intensive Liebesgeschichte lesen möchtest, die sich deutlich von klassischen Liebesromanen abhebt, die so nah am Leben ist und die ein anderes Ende mit sich bringt, als du es erwartest, dann bist du mit In Richtung Stoppelfelder an der richtigen Adresse.

Möchtest du Lene Jansen unterstützen? Dann besuche sie auf ihrer Website oder ihrem Instagram. Und hier kannst du In Richtung Stoppelfelder kaufen, wenn du es noch nicht gelesen hast.

6 Kommentare zu „In Richtung Stoppelfelder von Lene Jansen – eine Rezension“

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Mirjam-Sophie Freigang